DER KLEINE PRINZ | Antoine de Saint-Exupéry
Bearbeitung von Milena Paulovics
Theater der Jungen Welt Leipzig
Premiere am 10.09.2016
Ausstattung und Puppenbau: Judith Mähler
Dramaturgie: Jörn Kalbitz
Fotos: Tom Schulze, Judith Mähler
Presse
„Der kleine Prinz“ verzaubert Jung und Alt
„Regisseurin Milena Paulovics hat mit der Puppenspieladaption des literarischen Welterfolgs Neuland betreten, „Der kleine Prinz“ ist ihre erste Puppenspiel-Produktion. Der märchenhafte Trip durch die Galaxis, der 1943 erstmals in Buchform erschien, ist wie für das Genre gemacht. Die Puppenspieler Dirk Baum und Betty Wirtz nehmen die Zuschauer mit auf eine magische Reise mitten hinein in Saint-Exupérys Fabelwelt.“
LIZ
Planeten der sinnlosen Emsigkeit
Das Theater der Jungen Welt feiert mit dem kleinen Prinzen als Puppentheater die erste Premiere der Saison
Der Motor stottert. Das Flugzeug schlingert abwärts und bohrt sich in die Sanddüne. Im Hintergrund der Bühne der Etage Eins funkelt auf der Leinwand ein Sternenhimmel, wie ihn nur die einsamsten Orte auf das Firmament klecksen. Ja, Einsamkeit. Keine Zivilisation weit und breit. Der Pilot muss sich selbst helfen. Er muss den qualmenden Motor reparieren. Sonst wird er bald verdursten hier in der Sahara.
Als knapp einstündiges Puppenspiel hat Regisseurin Milena Paulovics das Stück inszeniert. Und die Grenze zwischen dem Piloten und der fantastischen Welt des kleinen Prinzen verläuft gut sichtbar: Als einziger zwischen Puppen tritt der Pilot als echter Schauspieler auf. Und Dirk Baum spielt ihn gut, bringt die Gleichzeitigkeit von Angst und Hoffnung nach dem Unglück auf den Punkt und katapultiert das junge Publikum ab fünf Jahren sofort eindrücklich in die bedrohliche Einsamkeit der Wüste. Wo die Überraschung umso größer ist, wenn wenige Momente später ein kleiner blonder Kerl auf der Tragfläche auftaucht und insistiert: „Zeichne mir ein Schaf.“
Betty Wirtz führt den kniehohen Prinzen und leiht ihm ihre Stimme. Eine Stimme, die kindliche Dringlichkeit verrät. Und damit beginnt das Spiel um die Frage, was im Leben Priorität besitzen sollte. Die Inszenierung blättert die Botschaft auf, ohne zu verkitschen, wozu der Text durchaus einlädt. Im Gegenteil: Der Fuchs ruft dem kleinen Kerl seine Kernweisheit („Man sieht nur mit dem Herzen gut“) so schön beiläufig hinterher, als hätte er fast vergessen, sie zu erwähnen.
Erstmals inszeniert Paulovics ein Stück als Puppentheater. Und die Entscheidung ist nachvollziehbar, erlaubt die Spielart mit ihren schnellen Verwandlungsmöglichkeiten doch eine gut nachvollziehbare Reise durch die Fantasiewelt mit Sprüngen von Planet zu Planet. Himmelskörper, die so klein sind, dass sie sich schon fast maßstabsgetreu auf die Bühne übertragen lassen. Planeten als Bild für die hermetischen Lebenswirklichkeiten der Menschen.
Die Puppen der Berliner Figurenbauerin Judith Mähler tragen realistische Züge, was ihre sinnlose Emsigkeit noch deutlicher zutage treten lässt. Baum, der alle Figuren außer dem Prinzen bedient, verleiht ihnen in wenigen Sätzen mit Sprechnuancen Charakter. Die Bühne ergänzt das Spiel mit liebevollen Effekten wie dem qualmendem Flugzeugmotor, von der Decke schwebenden Planeten und der blinkenden Laterne des Nachtwächters. So entsteht eine leichtfüßige Inszenierung, die das Original maßvoll entschlackt.“
Leipziger Volkszeitung